Montag, 12. Oktober 2015

#Satire traut sich nicht mehr


#Satire traut sich nicht mehr

Satire ist in Zeiten der Diktatur ein notwendiges Spiel mit dem Feuer gewesen, bisweilen unter Lebensgefahr.

Notwendig ist es geblieben, das Amüsement auf Kosten der Mächtigen in der Nachkriegszeit, der heißen und der kalten. Der Gestus, unter wohligem Schaudern die Regierenden zu kritisieren, hält sich nach Ende einer Diktatur noch zwei Jahrzehnte und bleibt unbestritten, danach wird die Sache dröge. Diktatoren jagen gern jeden Satiriker, weil er den Blick auf die andere Seite nicht nur zulässt, sondern auch schärft.
In einer Demokratie entwickelt Macht immer neue Organe und Bewegungen, muss Satire respektlos gegen alles und jeden bleiben, gegen das Parlament mit allen Parteien. Das ganze politische Spektrum von linksextrem bis rechtsextrem muss das Ziel sein. Ohne Mäßigung, ohne Parteinahme. Satire ist eine Achse, um die sich eine geistige Welt drehen kann und soll.

„Pelzig hält sich“ und „heute-show“ gehören leider immer weniger dazu.

Die An- und Absichten, die Welke und Barwasser (Pelzig) äußern, sind ja gar nicht abwegig, aber beide reiten als Streiter für das Gute über den Schirm. Welke wollte am 2.Oktober am liebsten mit Gysi kuscheln, so dass der sein chronisches Gendern vergaß, und Deutschlands gefürchtetster Gelenktaschenträger versuchte ein paar Tage später wie eine Wespe am Marmeladenglas, FDP-Frau Lemcke Steiner zu attackieren, bloß um sich ein paar politisch korrekte Lacher zu sichern. Das gelang nicht mangels Beweglichkeit und Beißkraft, obwohl das Opfer geeignet war.
In seinen Moderationen schwadronierte Pelzig noch gegen die Verflechtung von Regierung, Industrie und Kapital, wie originell.

Satire streitet biiteschön für niemanden außer für sich selbst. Heuteshow und Pelzig machen zunehmend den Wahlkampf, der bekanntlich das ganze Jahr andauert, leider. Die bürgerliche Ökolinke, hart an der Pensionsgrenze, darf johlen. Man bleibt unter sich, und die wichtigste Funktion der Satire, eine Weitung des Blicks findet nicht mehr statt. Das Biedere obsiegt. Und das Anbiedern.
Nur zum lachen reicht es dann zunehmend nicht mehr.

©hoeldke2015

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